Die Stoßwellentherapie

Die Methode

Die Stoßwellentherapie ist eine nicht-invasive Behandlungsmethode, die in der Orthopädie, der Sport- und Allgemeinmedizin eingesetzt wird.

Sie basiert auf der Erzeugung von energiereichen Druckwellen, die in das Gewebe des Patienten eingebracht werden, um Schmerzen zu lindern und die Heilung zu fördern. 

Stoßwellentherapie

Die Geschichte

Die Anfänge der Stoßwellentherapie reichen zurück in die 1960er– Jahre, als erste experimentelle Studien zur Verwendung der Stoßwellentherapie durchgeführt wurden.  

In den 1980er Jahren wurden die Stoßwellen, die außerhalb des Körpers erzeugt werden (extrakorporale Stoßwellenbehandlung), zur Zertrümmerung von Gallen- und Nierensteinen verwendet (Stoßwellenlithotripsie). 

In den 1990er Jahren weitete sich die Anwendung der Stoßwellenbehandlung auf unterschiedliche Erkrankungen des Bewegungsapparates aus und fand ihren Einzug in die Orthopädie. 

Die Forschung und Entwicklung der Stoßwellenbehandlung setzte sich fort, wobei sich im Laufe der Zeit die Technik, Geräte und Einsatzbereiche in der Medizin verändert und erweitert haben. 

Radiale und fokussierte Stoßwellentherapie

Es gibt 2 Haupttypen von Stoßwellentherapie: die radiale und die fokussierte Stoßwellentherapie.

Beide Techniken haben ihre spezifischen Vorteile und Anwendungsbereiche. Hier ist eine kurze Erklärung der Unterschiede.

Die radialen Stoßwellen sind eigentlich im physikalischen Sinn Druckwellen, die mechanisch an der Haut appliziert werden und sich flächenförmig im Gewebe ausbreiten, ähnlich den Wellen, die beim Werfen eines Steins in ruhigem Wasser entstehen. Sie besitzen eine geringere Eindringtiefe (2-5 cm) und werden in der Behandlung von muskulären Verspannungen (Hartspann) und Triggerpunkten eingesetzt. Durch Verwendung unterschiedlicher Applikatoren kann sowohl lokal als auch flächig behandelt werden und es kommt zum Lösen von Faszienverklebungen und Triggerpunkten. 

Die fokussierte Stoßwellentherapie ist eine nicht invasive, hochenergetische Behandlungsmethode, bei der sich die Stoßwellen in der Tiefe des Gewebes fokussieren. Die Energie konzentriert sich auf einen sehr kleinen Punkt und dringt tief in das Gewebe ein. Fokussierte Stoßwellen können elektrohydraulisch, piezoelektrisch oder elektromagnetisch erzeugt werden. In unserer Ordination kommt das elektromagnetische Stoßwellengerät der Firma Storz medical zur Anwendung. Die Vorteile der fokussierten Stoßwelle sind eine punktgenaue Behandlung des Areals und eine wesentlich größere Eindringtiefe (bis zu 12 cm). Durch die Verwendung von unterschiedlichen Vorlaufstrecken kann die Eindringtiefe variiert werden. Nachweislich kommt es zur Aktivierung von Stammzellen und zur Ausschüttung von verschiedenen Wachstumsfaktoren. 

Die Wahl zwischen radialer und fokussierter Stoßwelle hängt von der Art ihrer Erkrankung ab.  So eignen sich radiale Druckwellen mit ihrer geringeren Eindringtiefe gut für myofasziale Schmerzsyndrome, zum Glätten und Ausstreichen der Muskulatur und/ oder der Faszien.  

Zur Behandlung lokaler Schmerzpunkte, chronischer Sehnenansatzerkrankungen und tiefer liegenden Triggerpunkten ist die fokussierte Stoßwelle wesentlich besser geeignet. 

In vielen Fällen wird eine Kombination aus beiden Techniken empfohlen, um das beste Ergebnis zu erzielen. 

Indikationen

Für welche Erkrankungen oder Beschwerden wird die Stoßwellenbehandlung eingesetzt? 

Die Stoßwellenbehandlung wird bei einer Vielzahl von verschiedenen Erkrankungen eingesetzt.  

Die deutschsprachige internationale Gesellschaft für extrakorporale Stoßwellentherapie (DIGEST) teilt die Indikationen folgendermaßen ein: 

Tendinopathien
  • plantare Fasciitis mit oder ohne Fersensporn  
  • Achillodynien 
  • radiale Epicondylopathie („Tennisellbogen“) 
  • Tendinosis calcarea der Schulter („Kalkschulter“) 
  • Patellaspitzensyndrom („Jumper`s knee“) 
  • Bursitis trochanterica, Greater trochanteric pain syndrom (GTPS) 
Knochenpathologien
  • verzögerte und nicht heilende Knochenbrüche (Pseudoarthrosen) 
  • Ermüdungsbrüche, Stressfrakturen 
  • frühe Stadien der avaskulären Knochennekrose 
  • frühe Stadien der Osteochondritis dissecans (OD) nach Wachstumsabschluss 
Pathologien der Haut
  • Wundheilungsstörungen unterschiedlicher Genese 
  • Verbrennungen (nicht zirkumferent)
Tendinopathien
  • Tendinopathien der Rotatorenmanschette ohne Verkalkungen 
  • ulnare Epicondylopathien („Golferarm“) 
  • Adduktoren Syndrom 
  • Pes anserinus Syndrom 
  • Peronealsehnen Syndrom 
  • Schienbeinkantensyndrom 
  • Tendinopathie der Tibialis anterior Sehne 
  • Tendinopathie der Tibialis posterior Sehne 
  • Tendinopathie der Flexor hallucis longus Sehne 
Pathologie der Muskulatur 
  • myofasciales Syndrom 
  • Verletzung ohne Kontinuitätsunterbrechung 
Knochenpathologien
  • Knochenmarködem unterschiedlicher Genese 
  • Morbus Osgood Schlatter 
  • frühe Stadien der Osteochondrosis dissecans (OD) vor Wachstumsabschluss 
  • frühe Stadien der Arthrose 
  • Carpal Tunnel Syndrom (CTS) 
  • Frühstadien der Dupuytren`sche Kontraktur 
  • Morbus Ledderhose 
  • Tendovaginitis stenosans de Quervain 
  • schnellender Finger 
  • Polyneuropathie unterschiedlicher Genese 
  • Lymphödem 

Ablauf der Stoßwellenbehandlung

  • Diagnose und Bewertung

    Vor Beginn der Stoßwellenbehandlung ist eine sorgfältige Anamnese und diagnostische Abklärung der Beschwerden mit klinischer Untersuchung und eventueller Bildgebung nötig.
  • Vorbereitung

    Es folgt ein ausführliches Aufklärungsgespräch über den Ablauf der Behandlung, sowie etwaige Risiken oder Nebenwirkungen.
  • Positionierung

    Die PatientIn wird in einer für die Behandlung geeigneten Position gelagert. Die Behandlung erfolgt meist im Liegen, gelegentlich auch auf einem Stuhl sitzend. Die entsprechende Lagerung der Patientin ist notwendig, sodass die zu behandelnde Stelle und anatomischen Strukturen für den Behandler zugänglich werden.

  • Anwendung der Stoßwelle

    Zunächst wird Ultraschallgel auf die Haut des zu behandelnden Areals aufgetragen und das Handstück mit dem Therapiekopf auf die Haut aufgesetzt. Energiedichte, Impulszahl und Frequenz werden individuell auf die PatientIn angepasst und eingestellt.
  • Ist die Stoßwellenbehandlung schmerzhaft?

    Zu Beginn erleben die PatientInnen die Behandlung als leicht schmerzhaft. Dies lässt aber bereits nach ein paar applizierten Stoßwellen nach. Die PatientInnen empfinden die Behandlung gelegentlich als unangenehm, aber nicht als generell schmerzhaft. Die Intensität der Schallwellen kann je PatientIn individuell angepasst und gegebenenfalls reduziert werden. In der Regel werden zwischen 500 und 3000 Impulse appliziert. Eine enge Zusammenarbeit mit entsprechendem PatientInnen- Feedback verbessert den Behandlungserfolg deutlich.
  • Dauer und Häufigkeit der Behandlung

    Eine typische Stoßwellenbehandlung dauert zwischen 10 und 20 Minuten. Die Anzahl der Sitzungen kann je nach Art der Erkrankung, dem Alter des Patienten und anderen Faktoren variieren. Durchschnittlich sind 3 bis 5 Sitzungen im Wochenabstand erforderlich. Einige PatientInnen benötigen mehrere Sitzungen, um vollständige Ergebnisse zu erzielen.
  • Nach der Behandlung

    Nach der Behandlung kann der Patient sofort wieder seinen normalen Aktivitäten im Alltag nachgehen. In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, die Stoßwellenbehandlungen mit anderen Therapieformen zu kombinieren. 

  • Ab wann ist der Behandlungserfolg spürbar?

    Unmittelbar nach der Behandlung kommt es bei einem Teil der PatientInnen zu einer sofortigen Reduktion der Beschwerden, ein endgültiger Behandlungserfolg stellt sich aber erst 2-3 Monate nach Beendigung der Stoßwellenbehandlung ein.

Nebenwirkungen der Stoßwellentherapie

Die Stoßwellenbehandlung ist eine sehr gut verträglich Behandlungsoption und Nebenwirkungen sind äußerst selten und mild. 

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen eine vorübergehende Hautrötung, die in wenigen Stunden abklingt, aber auch kurzandauernde Beschwerden an der behandelten Stelle. Hierbei wird von einer sogenannten Erstverschlimmerung gesprochen. In manchen Fällen kommt es auch zu Beschwerden in umliegenden Arealen. Meist handelt es sich dabei darum, dass ursprünglich aktive Triggerpunkte erfolgreich behandelt und damit ausgeschaltet wurden, aber neue, latente Triggerpunkte nun aktiv in Erscheinung treten. Diese werden dann in den nächsten Therapieeinheiten behandelt. 

In seltenen Fällen kann es zum Auftreten kleinerer Blutergüsse kommen. 

Um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren ist es wichtig, dass die Stoßwellentherapie von einem erfahrenen und qualifizierten Arzt durchgeführt wird. PatientInnen sollten auch sicherstellen, dass sie ihrem Arzt alle relevanten Informationen über ihre Krankengeschichte und Medikamente mitteilen, um das Risiko von unerwünschten Reaktionen zu reduzieren.  

Insgesamt ist die Stoßwellentherapie eine effektive und sichere Behandlungsmethode für eine Reihe von orthopädischen und muskuloskelettalen Erkrankungen. 

Wirkungsweise der Stoßwellentherapie

Mechanische Effekte

Die Stoßwellen erzeugen mechanische Scherkräfte und Druckwellen im Gewebe. Dies kann dazu führen, dass verkalkte Ablagerungen (Kalkschulter) zertrümmert werden und ihre Resorption erleichtert wird.

Schmerzlinderung (Analgesie)

Die Stoßwellen können schmerzlindernde Effekte haben, indem Schmerzrezeptoren blockiert und die Ausschüttung von schmerzmodulierenden Substanzen beeinflusst wird.

Geweberegeneration und Heilung

Die Stoßwellentherapie kann die Regeneration und Heilung des Gewebes fördern, indem sie die Freisetzung von diversen Wachstumsfaktoren und die Stimulation von Stammzellen anregt. Dies kann den Heilungsprozess bei Sehnen- und Muskelverletzungen beschleunigen und die Gewebereparatur unterstützen.

Verbesserung der Durchblutung

Stoßwellen können die Gefäßdichte erhöhen (Angioneogenese), Blutgefäße erweitern (Vasodilatation) und die Mikrozirkulation verbessern. Dadurch erhöht sich der Blutfluss und die Sauerstoffversorgung des Gewebes, was wiederum zur Förderung der Heilung beitragen kann.

Entzündungshemmung

Stoßwellen können entzündungshemmende Effekte haben, indem sie die Freisetzung von entzündungsfördernden Substanzen reduzieren und die Aktivität von Immunzellen modulieren.

Kraftwerke der Zellen

Aktivierung der Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen) mit vermehrter Produktion von ATP

Ergänzende Behandlungen

Zusätzlich zur Stoßwellenbehandlung gibt es verschiedene ergänzende Behandlungsmethoden, die je nach Art der Erkrankung und den Bedürfnissen des Patienten eingesetzt werden können. Einige dieser Methoden können vor, während oder nach der Stoßwellenbehandlung angewendet werden, um die die Wirksamkeit zu verbessern oder den Heilungsprozess zu unterstützen.

Im Rahmen der Physiotherapie können spezifische Übungen und Techniken empfohlen werden, um die Funktion und die Beweglichkeit des betroffenen Bereichs zu verbessern.

In einigen Fällen kann die gleichzeitige Verwendung von Medikamenten, wie entzündungshemmende Medikamente (nichtsteroidale Antirheumatika) oder Schmerzmittel in Verbindung mit der Stoßwellenbehandlung sinnvoll sein. Infiltrationen mit Kortison sollten allerdings NICHT zusammen mit der Stoßwellenbehandlung durchgeführt werden, da sie einen Teil des regenerationsfördernden Effekts der Stoßwelle hemmen.

Hierbei handelt es sich um eine oberflächliche Injektionstechnik, bei der verschiedene Medikamente (schulmedizinische oder homöopathische Medikamente) über dem betreffenden Areal intradermal injiziert werden. Dabei werden die Medikamente transdermal (über die Haut) aufgenommen und diffundieren in die Tiefe zum Ort des Schmerzes. 

Akupunkturbehandlungen können direkt im Anschluss an eine Stoßwellentherapie erfolgen.  Eine Domäne der Akupunktur ist die Schmerztherapie zur Linderung von Beschwerden, sodass Medikamente auf ein Minimum reduziert und so die Lebensqualität erheblich verbessert werden kann. Myofasziale Triggerpunkte können beispielsweise gut mit einer besonderen Akupunkturbehandlung (Triggerpunktakupunktur, Dry Needling) aufgelöst werden. 

Bei dieser Behandlung werden einerseits Akupunkturpunkte ausgewählt und, statt mit Stahlnadeln, mit Hilfe eines Softlasers stimuliert und andererseits schmerzende Areale in Bewegungsapparat und Gelenken lokal behandelt. 

Wenn die Stoßwellentherapie zur Muskelbehandlung (Triggerpunktbehandlung) eingesetzt wird, sollten Massagen im betreffenden Bereich erst ein paar Tage später und nicht am selben erfolgen. Muskeln, die in Zusammenhang mit Sehnenpathologien stehen und nicht direkt mit der Stoßwelle behandelt wurden, können dagegen unmittelbar nach der Stoßwellentherapie mit klassischen Massagetechniken behandelt werden. 

Vorteile der Stoßwellenbehandlung

Die Stoßwellenbehandlung wird in verschiedenen medizinischen Fachbereichen eingesetzt und bietet eine Reihe von Vorteilen.

Schmerzreduktion

Eine der Hauptanwendungen der Stoßwellentherapie besteht darin, Schmerzen zu lindern. Durch die Stimulation im Gewebe kann die Stoßwellentherapie Schmerzen reduzieren und so die Lebensqualität der PatientInnen verbessern.

Förderung der Gewebereparatur

Stoßwellen können den Heilungsprozess stimulieren, indem sie die Durchblutung in den betroffenen Bereichen erhöhen. Dies kann die Regeneration von geschädigtem Gewebe unterstützen und die Heilung beschleunigen.

Vermeidung von Operationen

Die Stoßwellentherapie ist eine nicht- invasive Behandlungsform, benötigt keinerlei Anästhesie und kann bei einigen Erkrankungen eine nicht- invasive Alternative zum chirurgischen Eingriff sein.

Geringe Nebenwirkungen

Stoßwellenbehandlungen weisen in der Regel wenige Nebenwirkungen auf. Gelegentlich können vorübergehende Beschwerden wie leichte Schmerzen, Rötungen oder Schwellungen im behandelten Bereich auftreten. Im Vergleich zu invasiven Behandlungen (Operationen, Infiltrationen) oder langfristiger Medikamenteneinnahme sind die Nebenwirkungen bei der Stoßwellentherapie gering.

Kosten

Die Stoßwellenbehandlung ist eine Privatleistung, das heißt, sie wird in der Regel nicht von den gesetzlichen Krankenversicherungen übernommen.

Einige Versicherungsanstalten bieten ihren Versicherten eine teilweise Kostenrückvergütung bei speziellen Krankheitsbildern und bestimmten Voraussetzungen an.

Wenn Sie über eine private Zusatzversicherung (ambulanten Tarif/ Wahlarztversicherung) verfügen, werden eventuell die Kosten rückerstattet. Erkundigen Sie sich bitte vorab bei Ihrer Versicherung über einen Kostenzuschuss bzw. eine Rückvergütung. 

Im persönlichen Aufklärungsgespräch werden die Kosten und die Erstellung des Therapieplans genau geklärt.  

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